Stauden und Sträucher

Artenvielfalt – Was soll denn zur Zeit dieser ganze “Zirkus” um die Artenvielfalt? Laut neuester Erkenntnisse sind der Klimawandel und die Biodiversität miteinander gekoppelt. Das bedeutet, die Zahlen, Daten und Auswertungen zeigten schlussendlich, dass der Klimawandel, die globale Erwärmung, desto stärker voran schritt, je mehr an Artenvielfalt verloren ging. Das Ergebnis der letzten Jahre zeigt, dass zur Zeit viele Tierarten aussterben – jeden Tag – das immer mehr davon aussterben und das immer mehr Tierarten vom Aussterben bedroht sind. Dabei fällt auf, dass vor allem Insekten betroffen sind und das sich zuletzt ein Rückgang um die 75 Prozent vollzogen hat; also ein enormes Artensterben im Gange ist. Das merke jeder heute an seiner Windschutzscheibe am Auto; vor 20 Jahren beklebt mit Insekten, heute ist diese frei. Insekten stehen relativ nah am Anfang der Nahrungskette, so dass zum Beispiel Vögel von ihnen leben und abhängig sind. Insekten gibt es in sehr großer Anzahl in unterschiedlichsten, teils sehr kleinen und sehr speziellen Lebensräumen.

Außerdem wird inzwischen ein deutlicher Rückgang an Vögeln erkannt. Einige bestimmte, anpassungsfähige Arten vermehren sich dagegen stärker. Insgesamt jedoch nimmt die Artenvielfalt deutlich ab und das immer schneller. Letzter Stand der Erkenntnisse: Damit können Ökosysteme ihre Funktionen nicht mehr voll aufrecht erhalten. Es fehlen immer mehr Glieder in der fein gewebten Kette. Viele Arten haben einerseits neben sehr spezifischen Aufgaben in der Kette, andererseits sehr ausgewählte Pflanzen, die sie zur Ernährung brauchen oder sind sehr wählerisch was ihren Lebensraum angeht. Die Bedingungen müssen stimmen. Zuletzt war in wissenschaftlichen Berichten zu lesen: Die Ausprägungen des Klimawandels bedeuten für uns Menschen, WIE wir in Zukunft leben. Die Ausprägung des Verlusts an Artenvielfalt bedeutet für uns Menschen, OB wir überhaupt überleben.

Auf die Städte und Gemeinden bezogen schreibt das Kompetenzzentrum Natürlicher Klimaschutz als Ziel für die Aktivitäten der Verwaltungen z.B. folgendes: “Den allgemeinen Zustand der Ökosysteme in Deutschland zu verbessern und so ihre Resilienz und ihre Klimaschutzleistungen zu stärken.” Weiter heißt es, dass klassischer Artenschutz wichtig sei, aber dieser solle die Ökofunktionssysteme adressieren; erst dann handele es sich um natürlichen Klimaschutz.

Unser Friedhof bietet durch seine kleinteilige Struktur eine Menge unterschiedlicher Lebensbereiche. Oft gibt es alte Baumbestände, Wege, Sträucher, Hecken, Beete, Rasenflächen, Grabflächen, Wasserstellen, alte Steinmauern, teilweise kleine Wälder oder alte Gebäude. Es lassen sich also einige, unterschiedliche kleine Habitate finden, d.h. ökologische Nischen, die wir nutzen wollen. Wie beim Wald und den Bäumen orientierte sich lange Zeit die Gestaltung eines Friedhofes an folgenden Faktoren: an einer geringen Pflegeintensität, an der Auslastung belegter Grabflächen, am Außeneindruck und hier vor allem wichtig waren Ordnung und Sauberkeit auf den Friedhöfen. Nun wollen wir uns umstellen und achten vermehrt auf eine naturnahe Gestaltung, d.h. mehr heimische Pflanzen und Bäume, mehr Lebensraum für viele unserer gefährdeten Bestäuber wie Bienen, Wildbienen, Schmetterlinge, Fliegen / Schwebfliegen aber auch Ameisen, Regenwürmer und andere kleine Lebewesen, die mehr fürs Ökosystem tun als manch einer weiß. Wir und vor allem ich wollen zu einer Veränderung anregen. Sollte es dann auf einem Friedhof ein Mal “wilder und unordentlich aussehen” ist das eventuell damit verbunden, dass von der klassischen sehr ordentlich wirkenden Bewirtschaftung auf eine naturnahe Gestaltung und Pflege umgestellt wurde. Für mich darf und muss es dann nicht grundsätzlich unordentlich und unsauber aussehen, denn es gibt genügend Möglichkeiten naturnah zu sein und gleichzeitig ordentlich zu wirken. Unsauber wollen wir nicht sein, denn wir achten auf Mülltrennung, auf wenig Plastikmüll (Blumentöpfe, Verpackungen), Abfall aus Blumengestecken und vermeiden Elektronikschrott (zunehmend LED-Lichter). Das hat mit einer herkömmlichen oder einer naturnahen Gestaltung wenig zu tun. Der Müll soll immer so wenig wie möglich und so viel wie nötig anfallen und sachgerecht sortiert und entsorgt werden.

Weiter ist es so, dass ein Grab an sich nichts Natürliches ist. Nein, es handelt sich um ein kulturelles Werk von Menschen. Ein Friedhof hat in der heutigen schnelllebigen Zeit, sich ständig ändernden und neuen Siedlungs-(Versiegelungs-)bereichen, in der Zeit von immer mehr Mobilität und somit einer immer höheren Mobilität in Verwandtschaftsverbänden über weitere Regionen hinweg die Aufgabe zu bewahren, was vorhanden ist. Friedhöfe dokumentieren unsere Kultur. Auf Empfehlung der deutschen UNESCO-Kommission wurde die deutsche Friedhofskultur im März 2020 in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes – wissen.können.weitergeben. – aufgenommen. Sie verbindet die Vergangenheit mit der Gegenwart und der Zukunft. Da wir eine höhere Anzahl ökologisch wertvoller Inseln benötigen, viele Habitate, die miteinander in Verbindung stehen, Biotope welche Pflanzen und Tieren ein Existenz ermöglichen, will ich hier mit dem Beispiel Friedhof voran gehen und Hinweise und Tipps geben wie es funktionieren kann.

Sie fragen sich was und wie das werden wird? Bekommen Sie nun vorgeschrieben wie sie ihr Grab eines verstorbenen Angehörigen gestalten sollen? Nein, was das angeht wollen wir Ihnen Empfehlungen geben: Pflanzpläne rausgeben oder Mustergräber gestalten, die Ihnen zeigen wie Sie ein Grab mit (heimischen) Stauden, Sträuchern und Blumen naturnah bepflanzen können, so dass es für Bienen, Insekten und andere Lebewesen ökologisch wertvoller ist als z.B. ein Rasengrab; eine Wüste für Insekten. Natürlich achten wir dabei darauf, dass die Pflege einfach bleibt und Sie nicht zu viel Zeit und Aufwand haben.

In erster Linie werden wir aktiv bei den vorhandenen frei gewordenen Grabflächen. Diese werden wir ansehen, uns Gedanken machen wie wir diese besser ökologisch nutzen können. Was wir dort anpflanzen, was Sinn macht, was an Nahrungsquellen fehlt, was attraktiv für das Auge ist. Und als aller oberstes Ziel: Alles, was die Artenvielfalt erhöht. Weiter sind nach meiner Recherche die empfohlenen Angaben für beliebte Blumen, Stauden und Sträucher, die für die Grabgestaltung infrage kommen, die beliebt sind, andere als diejenigen, die der BUND, NABU und z.B. das KNK sowie die Informationen von weiteren Initiativen, Verbänden und Fachleuten für Natur- und Umweltschutz raus gegeben wurden. Diese weichen voneinander ab. Nicht alles ist praktisch umsetzbar und machbar bei Beeten auf genutzten Gräbern. Vieles wäre ungeeignet, unbeliebt und zu arbeitsintensiv. Es können nicht alle Pflanzen und Blumen auf Gräbern bestehen und längst nicht alle sind beliebt. Zudem gab es Trends, so dass z.B. viele Tujas, Begonien und andere typische Blumen auf Friedhöfen zu finden sind. Hier soll es zukünftig anders aussehen, sobald der Fokus mehr aus Artenvielfalt, Bienen- und Insektenfreundlichkeit gerichtet wird.

Letztendlich kann auf einem Grab nicht alles wachsen, was wir dafür benötigen. Wir wollen die freien und frei werdenden Flächen nutzen. Mein Ziel ist es, dass sich beide Flächenarten ergänzen. Auf den freien Flächen können die Verwaltungen selbst entscheiden, ob Rasenfläche gemäht werden soll oder eine Blumenwiese entsteht, eine Streuobstwiese, eine Baumreihe oder eine Allee schön wäre, ein Staudenbeet, eine Hecke, ein Baum stehen bleibt als Totholz, eine alte Steinmauer begrünt wird, eine Wasserstelle oder gar ein Teich angelegt werden soll. Oder vielleicht soll es eine Art Naturerlebnisraum geben mit besonders angenehmen Sitzecken mitten im grünen Umfeld, zwischen Blumen, unter einem Apfelbaum mit Schmetterlingen, Bienen und Vogelgezwitscher in den Augen und Ohren. Dort ließe sich die Zeit der Trauer, der Besinnung und des Gedenkens als Aufenthalt in einem ruhigen Rückzugsraum gut aushalten und der Kummer und Sorgen können heilen. Unsere Friedhöfe sind ein Ort für Bildung und sollen besser werden in Sachen Umweltbildung.

Immer mehr Flächen auf den Friedhöfen werden frei. Das Bestattungsverhalten ändert sich. Bisher als selbstverständlich wahr genommene und fest verankerte christliche Rituale verlieren an Bedeutung. Eine deutliche sozioökonomische Veränderung ist laut Akte Nr. 90 vom 9.5.2018 der Landessynode Hannover nach einer Befragung zu erkennen. Hier einige Daten. Die Ergebnisse beziehen sich auf das Jahr 2015 für die kirchlichen Friedhöfe der Landeskirche Hannover, Auswertung im Jahr 2016 – was inzwischen fast 10 Jahre her ist. Neuere Daten versuche ich zu bekommen.

  • Referenzjahre 1990 bis 2015
  • Anzahl der Sargbestattungen: 1990 – 89%, 2005 – 71%, 2015 – 52%.
  • Anzahl der Urnenbestattungen: 1990 – 11%, 2005 – 29%, 2015 – 48%
  • Auffällig war, dass der Trend sich ab dem Jahr 2005 verstärkte. Vermutet wird eine höhere Mobilität und ein Auseinanderdriften der Familienverbände. Ich persönlich sehe da ebenso den Einfluss durch das sich stark entwickelnde Internet zu der Zeit.

Die Urnenbestattung benötigt kleinere Flächen, folglich werden mehr Flächen frei. Zudem geht die Anzahl der Bestattungen auf kirchlichen Friedhöfen generell zurück, da es z.B. weniger Kirchenmitglieder gibt und es immer mehr andere Bestattungsarten wie z.B. Seebestattungen, Friedewald und Waldbestattungen gibt. Im Landkreis Stade (Sprengel Stade) gab es schon im Jahr 2015 mehr Urnen- (57%) als Erdbestattungen. Regional lassen sich teils deutliche Unterschiede feststellen. Die frei werdenden Flächen will ich so gestalten, dass Mensch und Tier sich wohl fühlen. Diese sollen der Artenvielfalt dienlich sein. Unterstützt werde ich vom Team Friedhof meiner Kirchengemeinde. Und hoffentlich von Ihnen.

Mit stillen Grüßen Stefanie Romund,

Schöpfungsbotschafterin der Kirchengemeinde St. Marien Himmelpforten

Maskottchen ist mein Deichschaf “Die Deichgräfin®”

Wir beteiligen uns am “Projekt BiCK – BiodiversitätsCheck auf Friedhöfen.”

Projektname unserer Kirchengemeinde: “LebensRaum Friedhof” – wir sind aktiv seit dem Jahr 2020.

Ziel: die Artenvielfalt auf Friedhöfen fördern.

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